
Kommentar zu: „Da ist Stau – und KEINE Rettungsgasse!“
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Was ein Foto wirklich zeigt – und was nicht
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – wird aber genauso oft missverstanden oder anders gedeutet. Das Foto, das kürzlich auf der A3 bei Obertshausen (Offenbach) aufgenommen wurde und auf Hessenschau in einem Beitrag verwendet wurde, sorgt für Diskussionen.
Was zu sehen ist:
Kilometerlanger Stau, ausschließlich Lkw – und das auf allen drei Fahrstreifen. Auch auf der äußerst linken Fahrspur, wo normalerweise keine Lkw fahren dürfen. Für viele Anlass zur Kritik: „Kein Platz für die Rettungsgasse!“, „Regelverstoß!“, „typisch Lkw!“ bis zu „alle in den Knast“
Ein genauerer Blick auf die Situation
- Auf dem Foto sind keine Pkw, Transporter oder Busse zu sehen.
- Die Lkw stehen relativ geordnet und auffällig im Stau.
- Die linke Spur ist belegt, was normalerweise nicht erlaubt ist – aber hier offenbar bewusst so gehandhabt wurde.
Unsere Einschätzung zur Situation
Unserer Ansicht nach handelt es sich um eine Momentaufnahme des Staus, nachdem die Polizei vermutlich Pkw und andere wendige Fahrzeuge zur rückwärtigen Ausfahrt ableitete. Eine Polizistin der Autobahnpolizei bestätigte uns, dass es sich dabei um ein gängiges Verfahren handeln kann:
Pkw werden bei längeren Sperrungen oft frühzeitig abgeleitet. Anschließend wird der verbleibende Verkehr – meist Lkw – so weit wie möglich komprimiert, auch auf der linken Spur. Das hilft, den Rückstau auf ein Minimum zu begrenzen.
Wichtig: Ob dies im konkreten Fall tatsächlich so angeordnet wurde, ist bislang nicht bestätigt. Die Einschätzung basiert auf typischen Einsatzmustern und dient der Einordnung – nicht als gesicherte Aussage zur hier dokumentierten Situation.
Warum das sinnvoll sein kann
Bei längeren Vollsperrungen nach schweren Unfällen ist der Verkehrsfluss ohnehin unterbrochen. In dieser Situation kann es aus einsatztaktischen Gründen sinnvoll sein, die gesamte Fahrbahnbreite zu nutzen, wenn:
- die Unfallstelle vollständig blockiert ist,
- bereits alle Rettungsfahrzeuge durch sind,
- die Staulänge aktiv verkürzt werden soll, um Rückstaueffekte zu vermeiden.
Was das NICHT bedeutet
Diese Maßnahme ist nicht als Freifahrtschein zu verstehen. Unter normalen Bedingungen bleibt die Bildung einer freien Rettungsgasse zwischen linker und mittlerer Spur Pflicht – gerade in der Anfangsphase eines Staus. Erst wenn der Einsatz koordiniert ist, können durch die Polizei Abweichungen von der Regel instruiert werden und legal stattfinden.
Fazit
Ja, das Bild zeigt einen ungewöhnlichen Anblick. Aber es zeigt auch, wie differenziert man Situationen im Verkehr beurteilen muss – besonders dann, wenn Einsatzkräfte, Abschleppdienste und Verkehrsleitzentralen koordiniert eingreifen.
Bevor wir also den Zeigefinger heben: Vielleicht war das hier einfach gut organisiert – und sinnvoll umgesetzt.
#RettungsgasseJETZT – Für mehr Verständnis und weniger Vorverurteilung im Straßenverkehr.